Über Maria Spadt

Maria Spadt

Text: Dr. Baerbel Kopplin

Die aus Hohenpolding bei Landshut stammende Malerin und Restauratorin Maria Spadt hat in fünfzig Jahren ein faszinierendes, vielschichtiges und handwerklich herausragendes Oeuvre geschaffen. Neben illusionistischer und dekorativer Auftragsarbeit widmet sich Spadt seit 1990 verstärkt dem Tafelbild. In diesem malerischen Werk findet die Künstlerin zu ihrem ganz eigenständigen und unverwechselbaren Stil.

Alltägliche visuelle Eindrücke sind das Ausgangsmaterial, aus dem Maria Spadt Strukturen und Farbklänge filtert, Details herauslöst und diese zu Farben und Formen entwickelt. „Meine Inspiration erhalte ich beim Anblick meines Gartens und der umgebenden Landschaft, die täglich die gleiche ist und sich doch ständig verändert. So sehe ich immer wieder Neues und die Strukturen und Formen spiegeln sich in meiner Arbeit wider. Gleichzeitig kann ich auf diese Weise das Chaos der Welt für mich ordnen und komme zur Ruhe.“ - sagt die Künstlerin selbst zu ihrer Herangehensweise. Malen ist für Spadt wie eine Meditationsübung, eine Möglichkeit zur Konzentration, die ihrem Denken eine sichtbare Form verleiht.

Die Strukturen der Natur wiederholen sich in den Bildern, sie geben Anregungen und setzen den entscheidenden Impuls für neue Bildfindungen. Ebenso inspirierend wirken auf Spadt Licht- und Farbstimmungen ihres Gartens. Der Wechsel der Jahreszeiten, das Blühen und Verblühen, die sich verändernden Farben und das Spiel des Lichts fließen in ihre Arbeit ein. „Malen als Antwort auf die Dinge, die mich umgeben“ - so sieht es Maria Spadt selbst.

Vorgefundenes und Imagination verbinden sich in den Arbeiten von Spadt zu Bildwelten mit einem ganz eigenen Ausdruck. Versuche und Skizzen hehören genauso zum Werkprozes wie das langsame und gründliche Ausarbeiten einer Bildidee. Zur Vorbereitung arbeitet Spadt mit der Fotografie. In der Regel entstehen dann mehrere Arbeiten gleichzeitig, die jeweils eine Variation des Themas vorstellen, das die Künstlerin gerade besonders beschäftigt, jedoch immer mit einem anderen Charakter, in einer neuen Farbgebung und unter Ausnutzung verschiedener technischer Möglichkeiten.

Die Bilder von Maria Spadt bestechen nicht nur durch ihre äußerst versierte Ausführung, unverwechselbare Handschrift und durch ihre geheimnisvolle Leuchtkraft. Modernität und Abstraktionswille verbinden sich im Werk der Künstlerin mit hohem handwerklichen Anspruch in einer spannungsvollen Weise.

Maria Spadt ist eine Künstlerin, für die die technisch-handwerkliche Bewältigung und adäquate Umsetzung ihrer Bildidee eine große Rolle spielt. Als Restauratorin kennt sie die altmeisterlichen Techniken und stellt ihre Polier-Farben selber her. Die Tafelbilder von Spadt aus den letzten Jahren sind mit Blattgold und Polierfarben gearbeitete Kompositionen, die in klassischer Technik und vielen Schichten auf Holztafeln entstehen. Schicht umd Schicht werden die Leim-Kreide-Grundierschichten aufgetragen, geschliffen, graviert, mit Blattmetallen und Farblasuren überzogen und danach intensiv poliert, um einen ganz besonderen Glanz zu erzielen. Das ist nicht nur ein höchst zeitintensiver Vorgang, sondern auch vom Malmaterial her äußerst kostbar. Noch wichtiger ist der Künstlerin jedoch die Wirkung, die damit erzielt werden kann: die Bilder wirken räumlich und beginnen von innen heraus zu strahlen, mit dem wechselnden Licht zu spielen und in den subtil abgestimmten Farbnuancen zu changieren.

Die handwerklich höchst aufwendige Pastiglia- und Gravurtechnik, die zu den wesentlichen Gestaltungselementen von Spadt gehört, leitet sich aus der italienischen Tafelmalerei des Mittelalters und der Renaissance ab und wurde sicher auch in den Werkstätten eines Stefan Lochners, Albrecht Altdorfers oder Albrecht Dürers geschätzt. In dieser alten Maler- und Vergoldertechnik formt Spadt überwiegend abstrakte, oftmals reliefartige Bilder, deren konkreter Ursprung meist nur noch zu erahnen ist. Sie fangen flüchtige Augenblicke ein, ohne diese abzubilden.

Musik und Kunst spielen bereits in der Familie von Maria Spadt eine große Rolle. Schon als Kind beginnt sie zu zeichnen und zu malen, motovierend wirkte auch die schulische Kunsterziehung. Vor diesem Hintergrund findet sie 1972 ihren Weg an die Münchner Kunstakademie zu dem Monumentalmaler Franz Nagel.

Die technischen Grundlagen und handwerklichen Fähigkeiten erwirbt sich Maria Spadt bei ihrer nachfolgenden Ausbildung als Restauratorin in Oberbayern. Ab 1978 ist Spadt über 2 Jahrzehnte in ihrem Beruf als Restauratorin und Kirchenmalerin in Schlössern, Kirchen und Museen tätig.

In dieser Zeit führt Spadt u.a. Aufträge für die Wittelsbacher Portraitgalerie im Schloss Neuburg a.d. Donau, das Diäzesanmuseum in Freising, zahlreiche Kirchen in Oberbayern ( z.B. St.Zeno in Isen, Klosterkirche Reisach am Inn, Pfarrkirche Altenerding, Aying, Moosen/Vils, Klosterkirche Höglwörth) aus.

Ab 1994 macht sich Maria Spadt selbständig und arbeitet seitdem als freiberufliche Restauratorin und Malerin im Bereich Wandmalerei, Farbgestaltung und dekorativer Malerei. In dieser Zeit konzentriert sich Spadt mehr und mehr auf ihre eigene künstlerische Arbeit und präsentiert sich seit der Jahrtausendwende erfolgreich als freie Malerin mit den ersten Ausstellungen im Jahr 2008. Seit 2010 ist Maria Spadt ausschließlich als freie Malerin tätig.